Gute Nachrichten für Apfelallergiker

Für Apfelallergiker ist es schwer, dem Spruch “An apple a day keeps the doctor away “ glauben zu schenken. Denn der Biss in einen Apfel führt bei Ihnen zu allergischen Reaktionen. Dabei hat das Sprichwort seine absolute Berechtigung, denn ein Apfel ist ein gesundes und nährstoffreiches Lebensmittel. Er enthält wertvolle Mineralstoffe und Vitamine sowie sekundäre Pflanzenstoffe, die Mikronährstoffe, welche wichtige Aufgaben im Körper übernehmen.

Für die geschätzt 2-4 Millionen Menschen in Deutschland, welche von einer Apfelallergie oder Apfelunverträglichkeit betroffen sind, gibt es gute Nachrichten. Es gibt viele alte Apfelsorten, die von den Betroffenen gut vertragen werden. Erste Beobachtungen zeigen, dass durch den regelmäßigen Genuss alter Apfelsorten auch andere Sorten wieder besser vertragen werden.

Apfelunverträglichkeit oder Apfelallergie was heißt das genau? Muss ich Äpfel von meiner Speiseliste streichen? Oder kann ich nur bestimmte Apfelsorten nicht essen? Auf diese und weitere Fragen will dieser Artikel Antworten geben.

Apfelallergie oder Apfelunverträglichkeit was sind die Unterschiede?

Rund um das Thema werden verschiedene Begriffe und Reaktionen unterschieden. Die Rede ist von Unverträglichkeit oder Apfelallergie. Diese sind nicht zu verwechseln mit einer Fruktosemalabsorption (umgangssprachlich fälschlicherweise Fruktoseunverträglichkeit), bei der die Fruktose (Fruchtzucker) die körperlichen Reaktionen auslöst.

Apfelunverträglichkeit

Eine Apfelunverträglichkeit kann sich nach dem Essen eines Apfels einstellen. Oft nicht unmittelbar nach dem Genuss, sondern Stunden später. Die Unverträglichkeit kann sich mit Völlegefühl, Blähungen, Durchfall, allgemeines Unwohlsein, Kopfschmerzen oder Schwitzen und Hitzewallungen äußern. Ursache für die Apfelunverträglichkeit sind Bestandteile des Apfels (z.B. Eiweiß), welche diese Körperreaktionen hervorrufen können.

Apfelallergie

Bei einer Apfelallergie kommt es in der Regel unmittelbar nach dem Genuss zu körperlichen Reaktionen. Meist in Form eines oralen Allergiesyndroms mit Schwellungen der Zunge, der Lippen und des Kehlkopfbereiches (bis zur Atemnot) und Juckreiz in Mund- und Rachenraum. Im Extremfall kann eine Apfelallergie einen allergischen Schock auslösen. Die Ursache für die Apfelallergie ist meist das Allergen „Mal d1“, welches vom Körper als Fremdstoff identifiziert wird und Abwehrstoffe dagegen ausgeschüttet werden. Das Immunsystem wird aktiv. Eine Apfelallergie kann sich langsam entwickeln und auch im Alter noch auftreten.

Kreuzallergien zum Apfel

Allergiker reagieren oft neben dem Apfel auch auf andere Allergene, die dem Apfel ähnlich sind. Meist sind dies Pollen von Frühblühern oder Früchten, die in die gleiche Pflanzenfamilie gehören. Im Falle der Kreuzallergie zum Apfel ist dies oft die Birke oder auch die Kiwi.

Fruktosemalabsorption
(landläufig oft als Fruktoseunverträglichkeit bezeichnet – was ein falscher Begriff ist)

Im Falle einer Fruktosemalabsorption ist der Körper nicht in der Lage die Fruktose im Dünndarm aufzunehmen, da ein Transportmedium fehlt. Der Fruchtzucker landet im Dickdarm und verursacht dort Turbulenzen, weil der da nicht hingehört. Die Reaktionen auf die Fruktose sind abhängig ob nur eine verminderte Aufnahme der Fruktose oder keine Aufnahme stattfindet. Dabei ist es wichtig zu wissen, dass unser herkömmlicher Zucker aus Fruktose und Glukose besteht, so dass man nicht nur beim Verzehr von Früchten reagiert, sondern immer dann, wenn der gewöhnliche Zucker ins Spiel kommt. Auch Gemüse besitzt oft einen Anteil an Fruchtzucker.

Alte Apfelsorgen lösen weniger Allergien aus – stimmt das?

Im Prinzip ja, denn die alten Apfelsorten enthalten mehr Polyphenole. Polyphenole gehören zu den sekundären Pflanzenstoffen, das heißt Mikronährstoffe, denen gesundheitsfördernde Wirkungen zugeschrieben werden. So haben alte Sorten wie Alkmene, Goldparmäne, Bohnapfel und Goldrenette aus Blenheim rund drei- bis fünfmal mehr Polyphenole als neu gezüchtete Apfelsorten. Diese Polyphenole wurden bei den neuen Züchtungen weggezüchtet, damit sie süßer schmecken und die Schnittfläche nicht braun anläuft. Polyphenole stellen aber gleichzeitig einen Abwehrstoff gegen Schimmel und Pilze dar. Aufgrund dieser fehlenden Polyphenole muss dann im herkömmlichen Obstbau gegen genau diese Apfelkrankheiten mit Spritzmittel gekämpft werden. Daher sind die ungespritzten alte Apfelsorten aus dem Obstparadies oft besser verträglich als neue gezüchtete Sorten wie z.B. Jonagold und Pink Lady aus dem Discounter. Unsere Erfahrung ist, dass nicht jeder die gleichen Sorten gut oder schlecht verträgt. Hier hilft es verschiedene Sorten auszuprobieren. Gerne sind wir im Hofladen mit unserer Erfahrung mit vielen Apfelallergikern behilflich.

Verträglichkeit testen – beginnt mit dem Lippentest:

Wenn sie probieren möchten, ob Sie auf einen Apfel reagieren, dann können Sie dies mit einem Lippentest ausprobieren. Dazu wird ein ungeschälter Apfel angeschnitten und ein Schnitz davon an die Lippen gehalten. Dann kurz zuwarten. Ist ein Jucken oder ein Brennen zu bemerken oder schwillt die Lippe sogar an, dann sollten Sie diese Apfelsorte nicht essen. Wenn Sie keine Reaktion feststellen können Sie ein Stück des Apfels in den Mund nehmen. Wenn im Mund nach einer Wartezeit keine allergische Reaktion auftritt kann der Apfelschnitz geschluckt werden.

Wichtiger Hinweis für hochsensible Allergiker und Personen bei denen Äpfel Atemnot auslösen: Bitte machen Sie Selbstversuche nur nach Absprache mit Ihrem Arzt.

Übersicht Apfelallergie und Apfelunverträglichkeit

  Apfelunverträglichkeit Apfelallergie Fruktosemalabsorption
Definiton Reaktion des Körpers auf Bestandteile des Apfels Reaktion des Immunsystems auf Bestandteile des Apfels Mangelnde Aufnahme des Fruchtzuckers im Dünndarm aufgrund von mangelndem oder fehlendem Transportmedium
Symptome Unwohlsein

Völlegefühl

Blähungen

Durchfall

Brennen, Jucken im Mund / Rachen und auf der Zunge

Anschwellen von Schleimhaut, Lippen und Zunge

Schluckbeschwerden,

Durchfall, Übelkeit

In Extremfällen Atemnot und anaphylaktischer Schock

Völlegefühl

Bauchschmerzen

Blähungen

Verstopfung

Durchfall

Übelkeit

Müdigkeit

Kopfschmerzen

Schlafstörungen

Wie kann ich feststellen was mich betrifft Ausschlussverfahren durch Weglassen  oder probieren anderer Apfelsorten Prick-Test

Lippen Test

Atemtest

Wertvolle Infos und Hintergründe:

Eine gute Übersicht bietet die Webseite des BUND – Lemgo. Dort wird seit Jahren zum Thema recherchiert, gearbeitet, vernetzt und aufgeklärt. Dafür möchten wir ein großen Dank und ein großes Lob aussprechen. Besonders wertvoll ist die Liste von Apfelsorten, die für Allergiker verträglich oder unverträglich sind. Die Liste (Stand Oktober 2020) finden Sie hier:

Literatur
„Polyphenolgehalt in alten und neuen Apfelsorten in Bezug auf allergene Wirkungen“
Bernert, T., Münstermann, J., Kothe, A., Zapp, J. – Hochschule OWL, Liebigstr. 87, 32657 Lemgo : Institut für Lebensmitteltechnologie NRW

Artikel im Erwerbs-Obstbau: Apfelallergie – Toleranzentwicklung durch regelmäßigen Konsum allergenarmer Äpfel. Eine Beobachtungsstudie

Karl-Christian Bergmann, Jaron Zuberbier, Torsten Zuberbier, Jürgen Zapp & Willi Hennebrüder  Erwerbs-Obstbau volume 62pages267–273 (2020)